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Spielpraxis

Eine Einführung in die Spielpädagogik
Verfasser: Suche nach diesem Verfasser Baer, Ulrich
Jahr: 1995
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Inhalt

Einleitung : Als ich zehn war, wollte ich Polizist werden. Wie mein Vater. Auf Spaziergängen mit meinen Eltern bin ich oft fünfzig Meter vorgerannt, habe dort auf sie gewartet, und dann sollten sie mich etwas fragen. Ich habe höflich und zuvorkommend Auskunft gegeben. Solch ein Polizist wollte ich werden. Mit zwanzig wollte ich dann Journalist oder Pädagoge werden. Auf jeden Fall etwas, womit man die Welt verändern konnte. Das war 1965 und es war in Berlin. Drei Reihen hinter Rudi Dutschke bin ich gelaufen, habe an der Kritischen Universität Berlin, der Alternativgründung der Studenten mitgearbeitet. Erzähle ich das heutzutage - abends, nach drei Whisky-Cola? Nein, der Traum von damals ist ja durchaus auf seine realen Füße gestellt worden: Irgendwann Anfang der siebziger Jahre habe ich das Spiel als pädagogische Methode für Jugendliche und Erwachsene entdeckt. Planspiele für Lehrerstudenten und Selbsterfahrungsspiele für junge Homosexuelle, Spielaktionen im Dortmunder Norden und erste Versuche mit einer Spielkartei auf Lochkarten, durch die man zur Selektion Stricknadeln pikte - es kommt mir vor, als würde ich von Vorkriegstagen erzählen. Und doch - ich habe zwei Dinge damals durchs Ausprobieren begriffen: Spiel ist nicht bloß zur Unterhaltung gut, ist nicht nur Zeitvertreib, sondern man kann damit etwas Nützliches anfangen - nützlich für einen selbst, für die Gesellschaft. Wie eine Spielwiese, um Erfahrungen machen zu können, die man irgendwann im Leben gut gebrauchen kann. Damit einem etwas einfällt, was einem ohne das Spiel nicht im Traum eingefallen wäre. Und das zweite: Spiel bedeutet Freude, "kindlichen" Spaß, sich verlieren können, sich in eine ganz eigene, nur von mir bestimmte Welt begeben können - und das mit Haut und Haaren. Und trotzdem wissen, daß es "nur" meine Spielwelt ist. Spiel wird dann so unglaublich produktiv, wenn es nicht nur der Flucht dient, sondern in ständiger Wechselbeziehung zur "erwachsenen" Wirklichkeit steht: im Spiel den Traum wachhalten, im Spiel die Möglichkeiten ausmalen und erproben. Ich will meinen Teil zur Verbesserung unserer Gesellschaft beitragen (Berufswunsch Journalist oder Pädagoge spricht da ja Bände ...) und habe das Spiel gefunden: Im Spiel kokettiert die Wirklichkeit mit ihren unerfüllten Sehnsüchten. Wenn ich in pädagogischen Situationen spiele, dann wird der unerträgliche Ernst mit Ulk aufgeweicht und handhabbar gemacht - und Phantasie und Metaphorik des Spiels machen mein Leben reicher, lebendiger und fröhlicher. Und das hilft Kindern (darum spielen sie!), und es hilft mir. Das könnte das wichtigste Ziel für Spielpädagogen sein: Spiel so zu fördern, daß es für Kinder, Jugendliche und Erwachsene ein produktives kulturelles Mittel ist - zu ihrem Wohl und zum Wohl der Gesellschaft. Dazu braucht es Pädagogen, die zum Spiel anregen, beitragen, mitspielen, selber spielen und Spielmöglichkeiten freischaufeln in unserer Kultur, in der so viel kommerzialisiert und verplant wird. Dazu brauchen Spielpädagogen Sensibilität für die Gruppe und jeden einzelnen, Spaß und Heiterkeit, kluge Ideen und witzige Einfälle. Spielpädagogen retten für Kinder und Jugendliche das Abenteuer. Und jedes Abenteuer beginnt im Kopf. [...]

Details

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Jahr: 1995
Verlag: Seelze-Velber, Kallmeyer Verlag
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Systematik: Suche nach dieser Systematik Päd 861
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ISBN: 978-3-7800-5800-3
Beschreibung: 1. Aufl., 224 S. : Ill., graph. Darst.
Schlagwörter: Handbuch; Spielpädagogik; Spiel
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Mediengruppe: Buch