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»Leben ist ein Geheimnis Gottes... Es ist daher eine ungeheuerliche Empörung und Anmaßung des Menschen, Leben beenden zu dürfen, weil er mit seiner beschränkten Vernunft es nicht oder nicht mehr als sinnvoll begreift«, schrieb der Brandenburger Vormundschaftsrichter Lothar Kreyssig im Protest gegen die Euthanasieverbrechen am 8. Juli 1940 an den Reichsjustizminister. Viele Tausend Bewohner psychiatrischer Einrichtungen in Deutschland waren Anfang Juli 1940 bereits ermordet worden, allein in derTötungsanstalt im Alten Zuchthaus in der Brandenburger Innenstadt wenigstens 3 500 Menschen. Bis zur Befreiung vom Faschismus im Frühjahr 1945 wurden mehr als 200 000 Menschen in den Gaskammern des Anstaltsmassenmordes erstickt oder in Kliniken und Mordlagern vergiftet. Kreyssigs gegenüber der Reichsregierung im Jahr 1940 vertretene Überzeugung als Christ steht damaligen wie heutigen Vorhaben, menschliches Leben nach eugenischem, rassistischem, wirtschaftlichem oder bevölkerungspolitischem Kalkül kontrollieren zu wollen, entgegen. Seit Jahrzehnten wenden sich Freiwillige der Aktion Sühnezeichen in ihrem sozialen Friedensdienst von der Gesellschaft behinderten Menschen zu. Der Unbeirrbarkeit Kreyssigs, dessen eigenverantwortliches Handeln gegen das Verbrechen in der Nazizeit in diesem Buch beschrieben wird, verdanken wir die Chance der Aktion Sühnezeichen.