Religion wird in unserer Gesellschaft häufi in ihrer stabilisierenden Funktion wahrgenommen: Sie soll dafür sorgen, dass Werte und Normen Anerkennung finden. Es reicht, einen Blick auf die Schule zu werfen: Ersatzfächer für den Religionsunterricht heißen "Ethik", "Werte und Normen" oder "Werteerziehung". Religion wird zwar als solche gesellschaftlich kaum thematisiert, aber im Hinblick auf das Handeln des Menschen traut man ihr oft eine positive Orientierungsfunktion zu. Das ist keineswegs selbstverständlich, denn natürlich kann man daran zweifeln, wenn man in den Nachrichten darauf achtet, in welchen Zusammenhängen Religion in Erscheinung tritt. Die grausamen Verbrechen des sogenannten Islamischen Staates sind nur die Spitze des Eisbergs. Aktuell ist es wohl der Islam, der nach den neuesten Unruhen und Gewalttaten in der Kritik steht, eine hohe Affinität zur Gewalt zu haben. Wer aber nun mit dem Finger auf den Islam zeigt, macht es sich zu leicht, nicht nur wegen der zahlreichen Verbrechen, die das Christentum in seiner Geschichte auf seinem Konto hat.