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2.; Die jahwistische Urgeschichte in psychoanalytischer Sicht

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Jahr: 1988
Bandangabe: 2.
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Inhalt

Das Thema der Angst und die Vergeblichkeit eines angstgetriebenen Gottähnlichkeitsstrebens steht auch im Mittelpunkt des zweiten Teils der "Strukturen des Bösen", einer tiefenpsychologischen Untersuchung. Auf eindrucksvolle Weise bestätigt sich hier, daß die jahwistische Urgeschichte in der Tat als eine Entwicklungsgeschichte zu lesen ist, insofern die Motive der Erzählungen in ihrer Auswahl und Zusammenstellung sich psychoanalytisch auf die zentralen Konflikte der psychischen Entwicklungsphasen vor und nach der Latenzzeit zurückführen lassen. So gelingt es dem Vf. zugleich, verständlich zu machen, warum immer wieder bei den verschiedensten Völkern unabhängig voneinander die Menschen "am Anfang" einen Garten mit vier Flüssen bewohnen, warum die erste Schulderfahrung so oft an ein verbotenes Essen geknüpft wird, warum das Motiv der verfeindeten Brüder in der Weltliteratur eine so große Rolle spielt etc. Er analysiert so jede einzelne der jahwistischen Erzählungen: Um die tiefenpsychologische Deutung abzusichern, zeigt d. Vf. jeweils zunächst, welch eine Bedeutung die einzelnen Motive religionsgeschichtlich in den Mythen der Völker besessen haben, und macht damit indirekt deutlich, daß es auch in der Bibel nicht genügt, bei urgeschichtlichen Interpretationen nur die archäologischen Parallelen des Nahen Ostens, statt den breiten Umkreis rezenter Ethnologie vor Augen zu haben. Indem er mit C. G.Jung die Mythologie als eine in die Natur projizierte Psychologie versteht, entwickelt er sodann die Themenstellungen der tiefenpsychologischen Deutung selbst. Bisher einmalig in der tiefenpsychologischen Literatur ist die integrale Nebeneinanderstellung der Deutungsverfahren der Freudschen Psychoanalyse und der komplexen Psychologie C.G.Jungs, die der Vf. sehr geschickt miteinander vermittelt, indem er stufenweise nach einer Deutung auf der "Objektstufe" die Frage nach dem intrapsychischen Sinn der jahwistischen Bilder auf der "Subjektstufe" aufnimmt. Die souveräne Beherrschung der Literatur aller tiefenpsychologisch einschlägigen Schulen sowie eine breite praktische psychotherapeutische Erfahrung gestatten es dem Vf., die psychischen Problemkreise der einzelnen Erzählungen mit klinischem Material zu veranschaulichen und die psychoanalytischen Termini begriffsgeschichtlich in knappen Exkursen zu erläutern. Völlig singulär ist bisher ferner die konsequente Vertiefung der psychoanalytischen Argumentationsweise durch Einbeziehung der Verhaltensforschung und der Paläoanthropologie von R. Bilz. Es gibt in der Arbeit von D. kein wichtiges Detail psychoanalytischer Lehre, das d. Vf. nicht darüber hinaus durch reiches kulturgeschichtliches Material sowie durch berühmte Beispiele der Belletristik zu stützen wüßte. Von daher dürfte die Studie für die tiefenpsychologische Textinterpretation eine wichtige Zusammenfassung und Weiterführung darstellen, die in der Hand von Studenten die Funktion eines Lehrbuches übernehmen kann.
Dabei ist an allen Stellen deutlich, daß die gesamte tiefenpsychologische Untersuchung der jahwistischen Urgeschichte einer rein theologischen Fragestellung dient. Die Fehlverarbeitung der Angst und das Gottähnlichkeitsstreben in der jahwistischen Urgeschichte erscheinen in psychoanalytischer Betrachtung als neurotische Krankheitsformen, als Überkompensation tiefer Minderwertigkeitgefühle. Die alte theologische Lehre vom "Stolz" als Ursprung des Bösen wandelt sich damit zu einer Phänomenologie der Hilflosigkeit und der Getriebenheit des menschlichen Daseins im Felde der Angst ohne Gott.
 

Details

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Jahr: 1988
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Systematik: Suche nach dieser Systematik BTh 240
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ISBN: 978-3-506-76255-9
Beschreibung: 6. Aufl., 679 S.
Schlagwörter: Biblische Theologie; Exegese; Genesis; Böses; Altes Testament-Theologie; Sintflut; Sünde; Sündenfall; Psychoanalyse; Paradies; Altes Testament
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Mediengruppe: Buch