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3.; Die jahwistische Urgeschichte in philosophischer Sicht

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Jahr: 1989
Bandangabe: 3.
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Inhalt

Dieser dritte abschließende Band über die "Darstellung des Bösen in der jahwistischen Urgeschichte" versucht, die Ergebnisse der exegetischen und der psychoanalytischen Untersuchungen in den ersten beiden Bänden philosophisch zu begründen und in die dogmatische Lehre von der "Erbsünde" zu integrieren. Das zentrale Thema der menschlichen Angst, das bisher von der psychoanalytischen Neurosenlehre her gedeutet wurde, greift der Vf. jetzt von seiten der Existenzphilosophie S. Kierkegaards auf, indem er die Angst daseinsanalytisch als wesentliches Moment der Selbstreflexion menschlicher Freiheit versteht, während die psychoanalytische Problematik der Minderwertigkeitsgefühle als Erfahrung der Seinsnichtigkeit und Kontingenz im Sinne von J. P. Sartres Begriff des Ekels ausgelegt wird. Mit Hilfe der existentiellen Psychoanalyse Sartres und der Typologie der Verzweiflung bei Kierkegaard erscheinen die einzelnen Neuroseformen somit als notwendige Weisen der Selbstverfehlung menschlicher Freiheit ohne Gott. Der exegetische Befund, nach dem alles Unheil der menschlichen Existenz und der menschlichen Geschichte in der jahwistischen Theologie auf die eine Frage nach der Stellung des Menschen vor Gott zurückzuführen ist, wird auf diese Weise von innen her verständlich. Der Mensch, wie der Jahwist ihn schildert, mißrät in allem, was er ist, indem er in der Angst seiner Freiheit und in der radikalen Ungerechtfertigtheit seines Daseins ohne Gott auf verzweifelte Weise sich auf ein unmögliches Wie-Gott-Sein entwerfen muß und dadurch stets nur um so gnadenloser an den unendlichen Überforderungen seiner selbst und der anderen zugrunde geht. Auch das Auftreten der geschichtlichen Völkerwelt, das der 2. Teil der jahwistischen Urgeschichte schildert, erhält von daher das Ziel der Überwindung des fundamentalen Mangels, der alles menschliche Dasein ohne Gott kennzeichnet. Der Vf. zieht hier die Begrifflichkeit der marxistischen Geschichtsphilosophie der Entfremdung heran, um ein geschichtliches Sein zu analysieren, dem es scheinbar wesentlich darauf ankommt, die materielle Not zu beseitigen, die sich in Gestalt von Angst und Gewalt in der geschichtlichen Praxis verinnert; die Phänomenologie des geschichtlichen Mangels aber verschleiert nur, daß alle materiellen Engpässe Erscheinungen des einen fundamentalen Mangels darstellen, der darin besteht, daß in der Sünde Gott dem Menschen fehlt. Insbesondere in einer breiten Auseinandersetzung mit der Bewußtseinsmetaphysik und Geschichtsphilosophie G. W. F. Hegels kommt der Vf. zu dem Ergebnis, daß eine philosophische Betrachtung der menschlichen Freiheit und Geschichte nicht anders verfahren kann, als den Akt der menschlichen Bewußtwerdung mit dem "Sündenfall" an sich zu identifizieren und das Böse in der Geschichte als ein notwendiges Durchgangsmoment zur Selbsthervorbringung des Menschen auf dem Wege zu sich selber zu erklären. Nur in theologischer Betrachtung zeigt sich, daß der Mensch nicht an seiner eigenen Angst und Nichtigkeit zugrunde gehen muß und daß er erst im Abfall von der ursprünglicheren Möglichkeit des Glaubens an Gott die scheinbaren Zwangsgesetze der Selbstverfehlung in der Phänomenologie der Neurose und der geschichtlichen Entfremdung schuldhaft selber konstituiert.
"So liegt ... in den drei Bänden dieser Studie eine Arbeit vor, die Exegese, Psychoanalyse und Philosophie über ein dogmatisches Thema miteinander ins Gespräch zu bringen versucht, indem sie zeigt, wie der Mensch in seinem Geist an sich selbst erkranken muß, wenn er nicht im Glauben an Gott die Angst seines Daseins überwindet." (Strukturen des Bösen, 3. Bd., LXIV) Die erarbeitete Methode der Auslegung verbindet von dem zentralen Begriff der Angst her nicht nur die einzelnen theologischen Disziplinen, vor allem die Exegese und Dogmatik, wieder miteinander, sondern gibt der Dogmatik in der Einbeziehung zahlreicher nicht-theologischer Wissenschaftsgebiete ihre eigentliche Kompetenz zurück, menschliches Dasein in der Frage nach dem Ursprung des Bösen, gestützt auf das Wort der Bibel, verbindlich zu deuten und geistig zu durchdringen. Für die praktische Seelsorge ist vor allem die Art der Bibelauslegung selbst, die sorgfältige Unterscheidung zwischen psychologischem und theologischem Sprechen von Gott sowie die Rückführung der moralischen Schuldproblematik auf die Grundentscheidung von Glauben oder Unglauben angesichts der Angst des menschlichen Daseins von größter Bedeutung; viele - unnötige - Differenzen zwischen Psychotherapie und Seelsorge lösen sich so von selbst. Die übersichtliche Gliederung der Studie, die abschnittweisen Zusammenfassungen sowie ein außergewöhnlich ausführliches Autoren-, Namen-, Sachwort- und Bibelstellenregister am Ende jedes Bandes erleichtern die mitreißende und von Thematik und Durchführung her faszinierende Lektüre dieser Arbeit ebenso wie die Verzeichnisse der zitierten Literatur (insgesamt ca. 900 Titel), 36 Bildbeilagen mit religionshistorischem Kommentar sowie eine Vielzahl graphischer Skizzen und schematischer Übersichten.
Ferdinand Schöningh
 

Details

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Jahr: 1989
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Systematik: Suche nach dieser Systematik BTh 240
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ISBN: 978-3-506-76256-6
Beschreibung: 6. Aufl., 656 S.
Schlagwörter: Biblische Theologie; Exegese; Böses; Freiheit; Altes Testament-Theologie; Sartre, Jean-Paul; Kierkegaard, Soren; Hegel, Georg Wilhelm Friedrich; Kant, Immanuel; Angst; Sündenfall; Philosophie; Altes Testament
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Mediengruppe: Buch