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3.; Hinduismus

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Jahr: 1998
Die Weltreligionen / Trutwin, Werner
Bandangabe: 3.
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Inhalt

VOROWRT
 
Liebe Schülerinnen und Schüler,
vielleicht fragen Sie sich, warum Sie sich mit den Hinduismus beschäftigen sollen, also mit einer Religion, die hauptsächlich in Indien verbreitet ist und die uns schon aus räumlichen Gründen fern steht. Ein erstes Verständnis der anderen bedeutenden Religionen mag Ihnen unmittelbarer einleuchten, da diese uns in vielerlei Hinsicht näher sind. Ohne ein hinreichendes Verständnis für das Christentum finden wir keinen Zugang zu unserer Geschichte und Kultur. Überall stoßen wir in der Öffentlichkeit und noch mehr im Glauben und in den Gedanken der hier lebenden Menschen auf deutliche Spuren des Christentums. Seine Grundideen prägen bis heute viele Lebensbereiche unserer Welt. Auch mit dem Judentum verbindet uns vieles. Das Christentum kann sich ohne seine jüdische Herkunft nicht verstehen und auch die Deutschen stehen in engen Beziehungen zum Judentum. Sie schauen gemeinsam auf eine lange, oft leidvolle Geschichte zurück. Der Islam ist heute eine nicht übersehbare politische Kraft, von der starke Einflüsse auf unsere Welt ausgehen. Er hat ein ausgeprägtes religiöses Profil, das man kennen muss, wenn man die Muslime in der Welt und in Deutschland verstehen will. Selbst der Buddhismus trifft hierzulande auf ein größeres Interesse, weil er in eine faszinierende geistige Welt führt, die von vielen als eine Alternative zu den Grundideen der westlichen Welt angesehen wird. So leuchtet es eher ein, dass wir uns mit dem Christentum und Judentum, mit dem Islam und Buddhismus befassen. Aber was haben wir mit dem Hinduismus zu tun?
Auf den ersten Blick ist eine intensivere Arbeit mit dem Hinduismus schwerer zu begründen. Doch auch der Hinduismus spielt im Konzert der Weltreligionen eine eigene, unverwechselbare Rolle. Da er ein hochkomplexes Gebilde ist und noch weniger als die anderen Religionen auf einen Nenner gebracht werden kann, lassen sich an ihm auch mehr noch als an den anderen Religionen viele religiöse Phänomene studieren.
m Sein religiöses Panorama ist unübertroffen. Wer sehen will, wie facettenreich Religion sein kann, findet hier lebendiges Anschauungsmaterial. Religion wird hier in zahllosen Varianten sowie in bunter Vielfalt gelebt. Darunter befinden sich religiöse Wege, die hier nicht bekannt sind und nicht gegangen werden.
"Jm Hinduismus finden wir Grundvorstellungen von Mensch, Welt und Geschichte, die mit unseren entsprechenden Vorstellungen nicht übereinstimmen. Sie stellen unsere Selbstverständlichkeiten in aufregender Weise in Frage.
- Seit Jahrtausenden hat der Hinduismus eine tiefsinnige Mystik, eine imponierende Philosophie, ein eigenes Ethos und eine vielgestaltige Kunst hervorgebracht.
- Im neueren Hinduismus sind Ideen und Konzepte lebendig, die für die Zukunft der Menschheit große Bedeutung haben, z. B. Toleranz, Gewaltlosigkeit, Harmonie mit der Natur, Achtung vor allem Leben, Ablehnung aller religiösen Absolutheitsansprüche.
- Die Ausstrahlungskraft einiger der religiösen Lehrer Indiens reicht in alle Welt.
- Überdies gibt es im Hinduismus zahlreiche Themen, die auch bei uns aktuell geworden sind, manchmal aber unzulänglich oder falsch diskutiert werden. Dafür nur einige Stichworte: Meditation, Wiedergeburt, Karma, Yoga, Ashram, Kastenwesen, heilige Kühe. Die Grundbegriffe und die Gestalten des Hinduismus sind nicht isoliert, sondern nur im weiteren Zusammenhang zu verstehen. Dazu ist eine intensive Beschäftigung mit der Religion Indiens erforderlich.
Als drittgrößte Religion der Welt - nur das Christentum und der Islam haben mehr Anhänger - bestimmt der Hinduismus heute das Leben, Fühlen und Denken von vielen Millionen Menschen vor allem auf dem indischen Subkontinent. Ohne den Hinduismus kann man wichtige Bereiche der Weltpolitik nicht verstehen.
Das Bild auf dem Umschlag dieses Arbeitsbuches mag Ihnen einen ersten optischen Eindruck vom Hinduismus vermitteln. Es zeigt ihnen ein typisches Bild und ein wichtiges Wort aus der Welt des Hinduismus. Auf dem Bild sehen Sie die Sonne, die im Leben, in den Gebeten und den religiösen Riten der Hindus eine herausragende Stelle einnimmt. In der Sonne sehen die Hindus das Licht, das die Dunkelheit unserer Welt immer wieder aufs Neue besiegt. Sie ist ein Symbol für das Licht im Inneren des Menschen, das sein Dunkel zerstreut, ihn erleuchtet und ihm den Weg zum Glück und Heil zeigt. In dem leuchtenden Rot der Sonne fahrt Surya, der Sonnengott, mit zwei Ehefrauen in einem prachtvollen Sonnenwagen, der von seiner Wagenlenkerin Aruna, der Morgenröte, geführt wird. Surya gehört zu den Göttern, die schon in den Veden, den ältesten Schriften Indiens, erwähnt werden. In einem alten vedischen Hymnus heißt es von ihm: "Himmel und Erde und Luft erfüllt Surya, der Sonnengott, des Weltalls Seele. Wie ein Bräutigam seiner Brau nachfolgt, so Surya seiner Göttin Morgenröte. Staunenswerte Schönheit schafft Surya hoch am Himmel. Unendlich hell ist eine Tageshälfte, unendlich schwarz die andre, kraft seines Rundlaufs. O Götter, heute beim Sonnenaufgang bewahrt uns vor Bedrängnis und Schmach!" Surya war mit mehreren Frauen verheiratet, ohne dass die Ehen glücklich waren. Seine Zwillingskinder Yama und Yami waren die ersten Menschen. Aus ihnen wurde später der Todesgott und eine Flussgöttin. Surya selbst ist heute für die Hindus nur noch ein Sternengott. Das Bild stammt aus einer ca. 35 Meter langen Handschrift aus Thonburi, einer thailändischen Stadt in der Nähe von Bangkok, wo es 1776 entstand. Auf ihm lassen sich schon manche wichtige Motive des Hinduismus entdecken. Das Bild hat mit Himmel und Erde, mit Göttern und Menschen zu tun, die alle einem wechselhaften Geschick unterliegen und sich in der Zeit beständig ändern. Mit der Leuchtkraft der Farben und mit der feinen architektonischen Ausführung des Sonnenwagens kann es einen ersten Eindruck von der Einstellung der Hindus zum göttlichen Bereich, zur Natur und zum menschlichen Leben geben.
Der Miniatur unterlegt ist das Mantra "OM", die heiligste Silbe, die ein Hindu sprechen kann. In dem mystischen Wort "OM" sind wie in einer Kurzformel die zentralen Themen des Hinduismus zusammengefasst. Es bezeichnet den Atem der Menschen und die Strahlkraft der Sonne, also die Lebensmächte des Universums. In "OM" fallen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zusammen. Mit "OM" werden die vielen Götter und der eine Gott angerufen und mit "OM" kann der Hindu befreiende Erlösung finden. Wem ein erstes Verständnis für "OM" aufgegangen ist, hat einen ersten Schritt zum Verständnis des Hinduismus getan.
Das alles mag Ihnen im ersten Augenblick noch fremd anmuten. Aber wenn Sie sich auf den Hinduismus intensiv einlassen, werden sie rasch merken, dass Sie mit einer der bedeutenden Religionen der Menschheit zu tun bekommen und dass Ihnen aus dieser Beschäftigung kein geringer Zugewinn für Ihr Wissen und Ihre Anschauung, für Ihr Fühlen und Fragen erwächst. Er gibt Ihnen vielfältige Anregungen in den Bereichen, die wir in Europa Religion und Politik, Philosophie und Ethik nennen.
 
Bonn, 4. Juni 1998
Werner Trutwin

Details

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Jahr: 1998
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Systematik: Suche nach dieser Systematik RPS 422
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ISBN: 978-3-491-75634-2
Beschreibung: 128 S.
Schlagwörter: Alltag; Fest; Gott; Evangelischer Religionsunterricht; Ethik; Lehrbuch; Erlösung; Buddhismus; Wiedergeburt; Christentum-Hinduismus-Beziehung; Kaste; Buddha; Indien; Weltreligion; Katholischer Religionsunterricht; Sekundarstufe II; Religionswissenschaft; Rolle der Frau; Schulbuch; Religionsphilosophie; Religionspsychologie; Religionsunterricht; Religionsgeschichte; Religionskunde; Religion; Reinkarnation; Philosophie; Polytheismus; Gymnasiale Oberstufe; Hinduismus; Gymnasium; Oberstufe
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Mediengruppe: Buch