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Fast alle Erscheinungen und Probleme des religiösen, geistigen und gesellschaftlichen Lebens unserer Gegenwart haben ihren Ursprung in der Aufklärung und von ihr die wesentlichen Impulse erhalten. Wir stehen immer noch in einem höchst lebendigen Prozeß ihrer Nachwirkungen. Ihre religiösen Ideen geben den Fragestellungen unserer Tage wirkungsvolle Antriebe zu einem neuen Denken und zu einer neuen Sicht der Dinge. Friedrich Wilhelm Kantzenbach, Kirchenhistoriker an der Augustana-Hochschule in Neuendettelsau, versucht, in seiner Darstellung die Vielfalt der theologischen Strömungen und Frömmigkeitsformen auf dem Hintergrund der geistesgeschichtlichen Entwicklung des 17. und 18. Jahrhunderts einzufangen, vor allem im Blick auf ihre heutige Bedeutung. In lebendiger Auseinandersetzung mit dem umfangreichen Quellenmaterial (wissenschaftliche Werke, Predigten, Biographien, Tagebücher), das gerade für den nichttheologischen Leser ausführlich zu Wort kommt, gibt er ein geschlossenes Bild von den Auswirkungen der Aufklärung auf Religion und Geistesleben des Protestantismus. Von den Wurzeln des Aufklärungszeitalters im Humanismus und Spiritualismus führt der Weg über die von protestantischem Denken entworfenen Systeme (Leib-niz, Thomasius, WolfT) zur Ausbreitung aufklärerischer Gesinnung in Kirche und Frömmigkeit. Auch bedeutende Gegenbewegungen werden in ihrem Anliegen ernst genommen, Umwandlungen des Denkens und Empfindens beachtet und als Korrekturen eines einseitigen Menschenbildes beobachtet. Der Vorzug dieser Untersuchung ist die Verknüpfung aller Aspekte, die die Auseinandersetzung mit der Aufklärung als eines Durchbruchs durch veraltete Weltbilder und philosophisch-theologische Konzeptionen so anziehend macht.