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Jugend in der modernen Gesellschaft

Verfasser: Suche nach diesem Verfasser Friedeburg, Ludwig von
Jahr: 1969
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Inhalt

"Ich selbst bin in letzter Zeit von soviel Eltern um Rat gefragt worden, die bekennen, daß sie nicht mehr wissen, wie sie ihre Kinder erziehen sollen; und die frühe Verderbnis der Jugend ist jetzt eine so allgemeine Klage geworden, daß es angebracht erscheint, diese Frage öffentlich zur Diskussion zu stellen und Vorschläge zur Besserung zu machen." Diesen Satz schrieb nicht ein Pädagoge oder Psychologe im Jahre i960, sondern der englische Philosoph John Locke 1690 *. Er mag als Beispiel für viele ähnliche Aussagen in der Literatur vieler Jahrhunderte dienen. Sie verdeutlichen, wie wenig die immer gleichen Klagen der Erwachsenen über die ungeratenen Jugendlichen - noch die gleich monotonen Beschwerden der Heranwachsenden über das mangelnde Verständnis der älteren Generation -die jeweils besonderen Probleme der Jugend in einer bestimmten historischen Gesellschaft zu bezeichnen vermögen. Das Generationsproblem ist keineswegs so naturgegeben und unveränderlich, wie es scheint. Zu fragen ist stets, woher mögliche Reibungen und Konflikte zwischen den Generationen rühren, damit nicht Symptome als Ursachen verkannt werden und zu falschen Schlußfolgerungen drängen.
Die Formenvielfalt der historischen Generationsbeziehungen in der Familie verweist darauf, daß schon das ursprüngliche Generationsverhälmis zwischen den Kindern und ihren Eltern nicht Ausdruck bloßer Natur sondern gesellschaftlich geprägt ist. Jedes Kind bedarf, um ein erwachsener Mensch zu werden, der Fürsorge älterer Personen. Aber für seine Entwicklung und die Beziehungen zu seinen Eltern kommt es wesentlich darauf an, ob je nach den sozialen Vorschriften seine Pflege und Erziehung von den Eltern selbst oder von älteren Geschwistern, den Großeltern, anderen Verwandten oder Pflegepersonal besorgt wird. Später bedingt nicht die biologische Reife sondern der Begriff, den man sich in der jeweiligen Kultur vom Erwachsensein macht, die Pubertätsriten, und die uns naturgegeben erscheinenden physiologischen und psychischen Pubertätssymptome sind ein spezifisches Produkt unserer Gesellschaft mit ihren Erziehungsmethoden und sexuellen Tabus. Es gab zahlreiche Kulturen, die diesen krisenhaften Entwicklungseinschnitt und den mit ihm verbundenen pubertären Generationskonflikt nicht kannten. Ob man, wie im europäischen Mittelalter, zum Status des Vollerwachsenen erst zugelassen wurde mit der Übernahme des Hofes oder Handwerksbetriebs, also im allgemeinen im reifen Mannesalter, oder wie in einigen nordamerikanischen Jäger- und Kriegerstämmen bereits im Kindesalter von 12 Jahren, verändert die Entwicklungssituation des Heranwachsenden und sein Verhältnis zu den Eltern entscheidend.

Details

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Jahr: 1969
Verlag: Köln, Kiepenheuer & Witsch
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Systematik: Suche nach dieser Systematik Soz 310
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Beschreibung: 6. Aufl., 564 S.
Schlagwörter: Gesellschaft; Elternhaus; Betrieb; Freizeit; Jugendliche; Studium; Schule
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Mediengruppe: Buch