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Standorte: BTh 403/8	Status: Verfügbar	Frist:	Vorbestellungen: 0	Zweigstelle: Hauptstelle

Jeremia, der Individualist unter den Propheten, bei dem das Menschliche auf Kosten des Prophetischen am stärksten hervortritt: das seit hundert Jahren herrschende Jeremiabild. In der vorliegenden Untersuchung wird dieses Bild entschieden in Frage gestellt. Eine genaue gattungsgeschichtliche Untersuchung der verschiedenen im eigentlich prophetischen Teil des Jeremiabuches auftretenden Formen: des Berufungs-formulars, der Visionen, der Tag-, Jahres- und Fürbittabschnitte, zuletzt der Konfessionen, ergibt, daß in diesen Gattungen das persönliche Ich Jeremias nur scheinbar hervortritt. In Wirklichkeit repräsentiert dieses Ich die Gemeinschaft, deren Anliegen der prophetische Stellvertreter vor Gott bringt.

Hier wird ein neues Bild des Propheten, der eine doppelte Funktion ausübt, sichtbar: Er repräsentiert Gott vor dem Volk wie auch das Volk vor Gott. Der Begriff der "prophetischen Gattung" wird stark erweitert: Zum Botenspruch treten als Entsprechung Fürbitte und stellvertretende Klage, in denen der Prophet in Solidarität mit seinem Volk vor Gott tritt. In all dem zeigt sich eine starke Bindung an vorgegebene liturgische Formen. Diese Arbeit möchte zu einer Neubesinnung über das Wesen des prophetischen Auftrages und zur Überwindung eines psychologisierenden Prophetenverständnisses beitragen, indem sie eine gattungsgeschichtlich exakte Bestimmung der Formen prophetischen Dienstes herausarbeitet.