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Standorte: Päd 310/201	Status: Verfügbar	Frist:	Vorbestellungen: 0	Zweigstelle: Hauptstelle

Bei seinem Erscheinen vor 100 Jahren in Schweden ein völliger Mißerfolg - vernichtend kritisiert und unbeachtet geblieben -, hatte Ellen Keys Buch kurz darauf in Deutschland eine überwältigende Resonanz und wurde geradezu ein Kultbuch der deutschen Reformpädagogischen Bewegung. Die Botschaft war prägnant und herausfordernd: Die "Heiligkeit" und die "Majestät" des Kindes fordern gebieterisch, mit den "Seelenmorden" in den Schulen und mit anderen pädagogischen und gesellschaftlichen Verbrechen an Kindern ein Ende zu machen und der jungen Generation Raum zu geben für ein glückliches Leben und ihre Entfaltung zu "starken, genialen Persönlichkeiten" für eine "neue Gesellschaft". Erziehungsreform, Schulreform, Gesellschaftsreform sollten in einen engen Wechselwirkungszusammenhang treten. Damit traf Ellen Key präzise die Gemeinsamkeit der deutschen Reformbewegungen um die Jahrhundertwende und in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg. Die Botschaften von Rousseau und Pestalozzi - der "Natur" zu ihrem Recht zu verhelfen und ihre Humanisierung durch liebevolle Zuwendung zu befördern - erfuhren eine emphatische optimistische Steigerung, gestützt durch scharfe Schul-, Kultur- und Gesellschaftskritik, aber auch durch die Forderung einer an Eugenik orientierten Familien- und Sozialpolitik. Die "Pädagogik vom Kinde aus", die Pädagogik des "Wachsen-Lassens", der Reifeprozesse in der "Ordnung der Natur" hat nichts von ihrer Faszination eingebüßt, und sie erinnert auch nach 100 Jahren mit unveränderter Aktualität an die unerledigte Aufgabe, den Kindern zu ihren Menschenrechten zu verhelfen. Ellen Keys flammendes Plädoyer für eine neue Pädagogik rief bei seiner Veröffentlichung zu Beginn des Jahrhunderts, das die schwedische Sozialreformerin als das "Jahrhundert des Kindes" gefeiert haben wollte, vernichtende Kritik und begeisterte Zustimmung hervor. Für viele markiert ihr Hauptwerk den Auftakt der Reformpädagogik.