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Im Konziliaren Prozeß, dessen vorläufiger Höhepunkt die Weltversammlung in Seoul im März 1990 gewesen ist, geht es immer wieder um die Frage der Gewalt - der Gewalt, die sich in Strukturen der Ungerechtigkeit zeigt, in Krieg und Rüstung in allen ihrer offenen und verdeckten Formen sowie in unserem Konsum-, Herren- und Henkerverhalten der Natur gegenüber. Einige kleine Minderheitskirchen rufen schon seit Jahrhunderten nach einer Erneuerung der Kirche Jesu Christi im Blick auf die Gewaltfreiheit, die ursprünglich eines ihrer Merkmale war. In Europa hat sich der friedenskirchliche Kreis in den letzten fünfzehn Jahren um viele Gruppen, Gemeinschaften und Gemeinden aus ganz verschiedenen Traditionen und Konfessionen erweitert. Ihnen geht es um alles andere als um einen Rückzug aus den gesellschaftlichen Konflikten und Aufgaben. Es geht ihnen um die Ausrichtung der vollen Botschaft - einschließlich Jesu unbequemen Angebots eines alternativen politischen Verhaltens mit umfassender Dienstbereitschaft und Gewaltfreiheit. Sie entwickeln ihren Gegenvorschlag zum vorhandenen gesellschaftlichen Leben, den einer friedenskirchlichen Existenz, zu dem eine wirksame gewaltfreie Friedensarbeit gehört.

Zahlreiche gesellschaftliche Fortschritte - heute selbstverständlich - gehen auf die Anstöße der traditionellen Friedenskirchen zurück, so die demokratische Verfassung von Pennsylvanien im 17. Jahrhundert, ferner die Abschaffung der Sklaverei und -vielerorts - der Todesstrafe, die Einrichtung internationaler Gerichtshöfe und der Aufbau der Friedensgesellschaften im 19. Jahrhundert.

Der ökumenischen Bewegung schlagen die Friedenskirchen und ihre Freunde einen Bundesschluß vor, also eine verbindliche Vereinbarung im Angesichte Gottes, ein weitgespanntes Netz von Friedensdiensten zu errichten: Von der ökumenischen Ausrichtung des Gemeindelebens über Freiwilligendienst bis zum lebenslangen Engagement als Friedensdiakonin bzw. -diakon.