Cover von 2.; Christentum wird in neuem Tab geöffnet

2.; Christentum

Suche nach diesem Verfasser
Jahr: 1999
Die Weltreligionen / Trutwin, Werner
Bandangabe: 2.
verfügbar

Exemplare

StandorteStatusFristVorbestellungenZweigstelle
Standorte: RPS 422/76 -2 Status: Verfügbar Frist: Vorbestellungen: 0 Zweigstelle: Hauptstelle

Inhalt

Vorwort:
 
Liebe Schülerinnen und Schüler,
wer heute in der Schule vom Christentum spricht, muss mit unterschiedlichen Reaktionen rechnen, weil die Einstellung zum Christentum in unserer Gesellschaft unterschiedlich ist. Für die einen ist das Christentum die wichtigste Sache der Welt, weil sie im christlichen Glauben beheimatet sind, für andere ist es ein Ärgernis, weil es sich so häufig in Geschichte und Gegenwart selber diskreditiert hat und Positionen vertritt, die heute als unzeitgemäß und unzumutbar gelten. Manche schätzen das Christentum wegen seiner überragenden kulturellen und sozialen Leistungen, andere sehen nicht, dass es zur Lösung wichtiger Gegenwartsfragen Entscheidendes beitragen kann. Wer kennt nicht Christen, die faszinierende Persönlichkeiten sind? Und wer kennt nicht auch Christen, deren Leben verkümmert und darum nicht nachahmenswert erscheint? Viele dürften im wahrsten Sinn des Wortes gemischte Gefühle haben, wenn sie vom Christentum hören. Zuneigung und Ablehnung, Aufmerksamkeit und Gleichgültigkeit sind gleichermaßen Einstellungen, die sich möglicherweise auch bei Ihnen finden.
Wie Sie auch immer zum Christentum stehen mögen - eine Beschäftigung mit diesem Thema kann aus mehreren Gründen wichtig sein.
- Wenn Sie sich mit dem Christentum befassen, können Sie Kenntnisse gewinnen, die für das Verständnis unserer Welt unerlässlich sind, weil das Christentum eine der stärksten Kräfte in ihr ist. Etwa 1, 8 Milliarden Menschen werden ihm heute zugerechnet. Wer die Vergangenheit und Gegenwart, wer Kultur und Politik verstehen will, muss Grundeinsichten in den Glauben der Christen gewonnen und die leitenden Ideen der Christenheit kennen.
- Sie können im Gespräch mit dem Christentum Erfahrungen machen, die Ihr persönliches Leben anregen und bereichern. Hier finden Sie Perspektiven für menschliches Hoffen und Handeln, die oft quer zu den gängigen Auffassungen stehen. Sie können darüber auch dann mit Gewinn nachdenken, wenn die Grundentscheidungen Ihres Lebens anders ausfallen als es das Christentum rät.
- Niemand kann sich mit dem Christentum befassen, ohne sich nicht auf geistige Auseinandersetzungen einzulassen. Das Christentum steht mit seiner Theologie und Anthropologie, mit seiner Ethik und Geschichtsdeutung im Widerspruch zu vielen konkurrierenden Auffassungen unserer Zeit. Darum steht ein Dialog des Christentums mit Philosophie und Ethik, mit Politik und den Wissenschaften, mit anderen Religionen und Weltanschauungen auf der Tagesordnung. Er kann zu einem spannenden geistigen Abenteuer werden.
- Wer über das Christentum nachdenkt, denkt über Fragen nach, die im alltäglichen Leben oft zurücktreten. Hier wird die Ahnung von einer Dimension wachgehalten, die bei uns nicht selten verdrängt wird. Wenn das Christentum von Gott und Erlösung, von Heil und Ewigem Leben spricht, berührt es Fragen, die unser Leben in einem letzten Sinn betreffen. Für jeden hängt viel davon ab, wie er zu diesen Fragen steht, auch wenn er denkt, sie seien letztlich nicht beantwortbar.
Vielleicht kann Ihnen das Bild, das Sie auf dem Umschlag dieses Arbeitsbuches finden, exemplarisch einen ersten konkreten Eindruck von der Sache des Christentums vermitteln. Im Hintergrund sehen Sie ein Kreuz, das ein Grundsymbol des Christentums ist, weil es als kosmisches Zeichen in alle vier Dimensionen unserer Welt weist und als Heilszeichen an das Leiden und den Tod, aber auch an die Hoffnung über den Tod hinaus erinnert. Darüber befindet sich ein Bild, das der bedeutende deutsche Maler Max Beckmann 1917 in expressiver Sprache geschaffen hat. Es trägt den Titel "Christus und die Ehebrecherin" (118 x 150 cm; Joh 8, 3-11). Der Christus dieses Bildes ist weit entfernt von all den vielen typischen Christusbildern der europäischen Kunst. Er entspricht nicht unseren verbrauchten Sehgewohnheiten. Dies ist weder der erhabene König der byzantinischen Mosaiken noch der gotische Leidensmann noch auch der gute Heiland auf sanften Andachtsbildern. Auf dem Bild ist Christus eine strenge Gestalt, ohne den sonst üblichen Bart und ohne Haar. In seinem Äußeren erinnert er an Beckmann selbst, wohl weil der Künstler sich mit ihm zu identifizieren sucht. Unverkennbar nimmt dieser Christus die ganze Mitte des Bildes ein, seine weiß gekleidete Gestalt erstreckt sich bis an die Bildgrenzen. An seinen Händen wird ablesbar, was er zu geben hat. Seine Linke weist mit einem Gestus, der Gefahr abwehrt, symbolträchtig nach oben. Die Rechte, die weit hinabreicht, ist tief geöffnet, als wollte sie etwas aufnehmen, um es zu schützen. Seine ganze Energie und Kraft wendet sich gegen die Gestalten rechts, links und hinter ihm, von denen etwas Bedrohliches ausgeht. Ihre Brutalität und ihr Spott richten sich gegen eine Frau, die beim Ehebruch ertappt wurde und der nun die Steinigung droht. Wahrscheinlich war ihr Partner einer derer, die sich nun so entrüstet geben. Die ganze Aufregung dieser Männerwelt gilt der Frau im Vordergrund, die kniend und mit erhobenen Händen bei Jesus Schutz sucht. Ihr rotes Haar, der auffälligste Farbfleck des Bildes, erinnert an Liebe und Blut, die entblößte Brust weist sie als Ehebrecherin aus. Die ängstlichen Züge der hilflosen kleinen Frau sind ein wirkungsvoller Kontrast zu der übermächtigen Gewalt ihrer Umwelt. Mit geschlossenen Augen wendet sie sich an Jesus, von dem sie sich die Rettung ihres Lebens und die Vergebung ihrer Schuld erhofft. Noch erinnert der große Stein auf ihrem Gewand an die Last, die auf ihr ruht. Aber sie hat auch die berechtigte Hoffnung, dass dieser Jesus für sie eintritt. Was er damals gesagt hat, überträgt Beckmann in unsere Zeit. Es ist ein Wort an die Umstehenden: "Wer von euch ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein." Es ist ein Wort an die Frau: "Ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr."
Das Bild kann einiges von dem sagen, was das Christentum will: Widerstand gegen die Mächte des Bösen in uns selber und in anderen - Hilfe für die Schwachen und Leidenden - Ablehnung von Vorurteilen und Verurteilungen - Vertrauen - Hoffnung auf ein neues Leben - Identifikation mit dem, der wirklich ein Mensch geworden ist.
Ein Arbeitsbuch wie dieses, das auf engem Raum einen Gesamtblick auf das Christentum versucht, ist ein Experiment, für das es bislang im Raum der Schule kaum Parallelen gibt. Der Aufbau des Ganzen und die Auswahl der einzelnen Themen beruhen auf Entscheidungen, die oft schwer gefallen sind, weil auch andere Akzentsetzungen möglich gewesen wären und viele Details nicht berücksichtigt werden konnten. Jeder aufgenommene Text bedeutete den Verzicht auf einen anderen Text und ebenso standen für jedes berücksichtigte Bild gute Alternativen zur Verfugung. Jeder einzelne Abschnitt hätte leicht erweitert werden können. Aber dann wäre der Umfang dieses Arbeitsbuches gesprengt worden. Weil das so ist, sind Sie zusammen mit Ihren Lehrern/innen dazu eingeladen, überall da in eigener Regie zu ergänzen und zu erweitern, wo Interesse, Aufmerksamkeit und Neugier geweckt werden konnten.
Sollten Sie Anregungen für dieses Arbeitsbuch haben oder Kritik daran üben wollen, so lassen Sie es den Autor oder den Verlag wissen. Die Adresse: Patmos Verlag, Postfach 104064, 40031 Düsseldorf. Wir werden über alle Ihre Äußerungen und Hinweise nachdenken, Ihnen antworten und gegebenenfalls in einer nächsten Auflage auch Änderungen vornehmen. Mögen Sie mit Gewinn für sich das Christentum studieren und Freude an der Arbeit finden.
 
Bonn, den 4. Oktober 1998
Werner Trutwin

Details

Suche nach diesem Verfasser
Jahr: 1999
opens in new tab
Systematik: Suche nach dieser Systematik RPS 422
Suche nach diesem Interessenskreis
ISBN: 978-3-491-75632-8
Beschreibung: 152 S.
Suche nach dieser Beteiligten Person
Mediengruppe: Buch