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Eine Darstellung der evangelischen Kirchengeschichte im Zeitalter der altprotestantischen Orthodoxie und des Pietismus aus der Sicht der durch die weltweite ökumenische Bewegung veränderten Situation der Christenheit ist eine Notwendigkeit. Friedrich Wilhelm Kantzenbach bietet aus langjähriger Beschäftigung mit dem Thema eine auch dem theologisch nicht vorgebildeten Leser verständliche Zusammenschau, in der besonders die Geschichte der Frömmigkeit eingehende Berücksichtigung findet. Im Mittelpunkt der historischen Entfaltung der altprotestantischen Orthodoxie steht deren exklusiv-kon-fessionalistisches Kirchenverständnis, nach dem nur die eigene Bekenntnisgemeinschaft als Kirche Christi im eigentlichen Sinne gelten konnte. Kantzenbach weist jedoch mit Nachdruck darauf hin, daß das, was nach außen hin als ein starres Gebilde erscheint, in Wirklichkeit voller Leben und Bewegung war und durchaus seine großen Wirkungen gehabt hat. So begegnen uns in seiner Darstellung nicht nur Namen, die weit über den Bereich der Kirchengeschichte hinaus bekannt sind, wie Paul Gerhardt und Johann Sebastian Bach, sondern auch die geistigen Anstöße weniger bekannter, aber nicht minder wirksamer Geister - wie z. B. Jakob Böhme - werden greifbar. Die Auflockerung der Orthodoxie durch den Pietismus wird als eine Zeit des Ubergangs deutlich gemacht, der Pietismus selber als die bedeutendste innerkirchliche Bewegung des Protestantismus seit der Reformation verstanden. Mit großer Sachkenntnis werden Weg und Werk der führenden pietistischen Gestalten charakterisiert. Es wird deutlich, daß es den Pietismus im Sinne einer uniformen Bewegung nicht gegeben hat, obwohl gemeinsame Bestrebungen und Programme nicht zu verkennen sind.