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Standorte: BTh 352/2	Status: Verfügbar	Frist:	Vorbestellungen: 0	Zweigstelle: Hauptstelle

Die geschichtlichen Ereignisse der Zerstörung Jerusalems und des Tempels sowie die Exilierung von Oberschicht und Königsfamilie, die in den Jahren 597-582 durch die babylonische Großmacht unter Führung Nebukad-nezzars über Juda und seine Hauptstadt hereinbrachen, sind in ihren Konsequenzen auf die Literatur des Alten Testaments nicht hoch genug einzuschätzen. Der Jerusalemer Tempel, Mittelpunkt der kultischen Begegnung Israels mit seinem Gott, war zerstört; Priesterdienst, Opferkult und Wallfahrten waren schwer in Mitleidenschaft gezogen und mußten teilweise eingestellt werden; das davidische Königshaus, sichtbares Zeichen der die Jahrhunderte fortdauernden göttlichen Segensverheißung, war exiliert und seine Zukunft mehr als unsicher. Das Buch der Klagelieder stellt die poetische Verdichtung dieser Leidenszeit dar, wobei es auf nachdrückliche Weise die Perspektive der Opfer, nicht die der Sieger, einnimmt. Es kämpft mit der Frage, wie man in einer Zeit größter Not, die auch und gerade Glaubensnot ist, an JHWH festhalten kann. Der Kommentar ist dem Ansatz einer diachron reflektierten Synchronie verpflichtet; er nimmt das geschichtliche Wachstum der fünf Lieder wahr, zielt aber in seiner Auslegung auf die Intention des kanonischen Endtextes ab. Dabei nehmen die Leidensfrau Zion und der Mann der Schmerzen (Klgl 3) wichtige Identifikationsrollen ein; nicht an der Klage vorbei, sondern mit ihrer Hilfe ringt sich die betende Gemeinde zur erneuten Hoffnung durch. Das Bekenntnis zur Hoffnung auf JHWH steht im Zentrum der Komposition. Stünde es am Ende, könnte es als Lösung der theologischen Spannung mißverstanden werden. So bleibt es von der Not umgeben. Daher lautet das Motto: Nicht Hoffnung nach aller Not, sondern inmitten größter Bedrängnis.