Das Bild einer "Kirche der Katakomben", in der Christen trotz permanenter Verfolgung ihren Glauben bewahrten und als Märtyrer in großer Zahl starben, bildet eine Legende, die lange Zeit die Einschätzung der Christenheit in den ersten drei Jahrhunderten ihrer Existenz bestimmte. Gegenwärtig wird dieser Blick durch zwei Faktoren problematisiert: Zum einen stehen für die Verfolgung der Christen kaum zeitgenössische Quellen zur Verfügung, die meisten Berichte stammen aus dem 4. Jahrhunder und sind fiktiv. Zum anderen erlebt gegenwärtig das religiöse Martyrium eine kritische Beurteilung, weil der Märtyrer sich ggf. selbst als Opfer stilisiert und aus diesem Selbstbild den religiösen Anderen diffamiert, dämonisiert und ihm gewaltbereit begegnet.