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Standorte: BTh 010/1 -14	Status: Verfügbar	Frist:	Vorbestellungen: 0	Zweigstelle: Hauptstelle

Hanna Liss legt eine neue Sicht der Unheilsprophetie Jesajas vor. Ausgangspunkt bildet der sog. "Verstockungs"-Auftrag in Jes 6, der bislang zumeist so verstanden wurde, dass der enttäuschte Prophet seinen Misserfolg unter dem Volk Israel lediglich damit habe erklären können, dass Gott ihm befohlen habe, "verstockend" auf das Volk zu wirken. Eine solche Interpretation koppelt aber den Auftrag hermeneutisch vom Rest der Überlieferung des Propheten ab, weil eine positive Verknüpfung zwischen dem prophetischen Auftrag zum "Nicht-Verstehen Lassen" und der "eigentlichen" prophetischen Aufgabe nicht möglich scheint.

Demgegenüber sieht die Autorin in dem "Verstockungs"-Auf-trag die kommunikative Grundstruktur der prophetischen Wirksamkeit Jesajas. Kommunikative Nicht-Entsprechung wird darin zum zentralen Moment der prophetischen Spruchworte Jesajas erklärt und erhält eine eigene Dignität. Daraus ergibt sich die Hauptthese der Habilitationsschrift: Die kommunikative Nicht-Entsprechung muss auch in anderen Jesaja-texten nachzuweisen sein.

In detaillierten Einzelanalysen werden die prophetischen Spruchworte vor dem Hintergrund kommunikationstheoretischer Modelle gedeutet. Methodisch vollzieht die Autorin dabei einen Brückenschlag zwischen literaturgeschichtlichen und literaturwissenschaftlichen Fragestellungen (Erzähltextanalyse).